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Das Pareto-Prinzip


Viele haben zwar schon vom Paretoprinzip oder dem 80/20-Prinzip gehört, doch es wird nur wenig angewendet.

Das Paretoprinzip (80/20-Prinzip) besagt, dass man mit einem relativ geringen Teil des möglichen Aufwandes (den 20%) einen überproportionalen Anteil (die 80%) am Ergebnis erzielt. Eine relativ kleine Zahl von Ursachen hat also die größten Auswirkungen. Manches wiegt schwer, das meiste ist jedoch nur wenig relevant.





Paretoprinzip: 20 % Ursache mit 80% Wirkung

Diese ungleiche Verteilung von Ursache und Wirkung, von Aufwand und Nutzen ist von Vilfredo Pareto gegen Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt worden. Pareto war ein italienischer Ingenieur, Ökonomen und Soziologe.

Er machte diese Entdeckung, als er die Verteilung von Grundbesitz in Italien untersuchte und herausfand, dass circa 20% der Bevölkerung rund 80% des Bodens besaß. Er entdeckte aber auch, dass 20% seiner Pfirsichbäume 80% der Pfirsiche hervorbrachten. Einmal für diese ungleiche Verteilung sensibilisiert, fand er sie noch bei vielen weiteren untersuchten Sachverhalten. Die Mathematiker nennen das von Vilfredo Pareto entdeckte Phänomen übrigens eine rechtsschiefe Verteilung oder Pareto-Verteilung.

Die Entdeckung von Pareto geriet jedoch rasch wieder in Vergessenheit, bis der US-amerikanische Ingenieur und Pionier des Qualitätsmanagements, Joseph M. Juran, das Prinzip zu Beginn der 1940er Jahre schließlich wiederentdeckte. Er stellte fest, dass wenige Ursachen für die Mehrheit der Qualitätsprobleme verantwortlich sind ('The vital few and the trivial many').

Das Paretoprinzip weist nicht zwingend eine Verteilung von 20% Ursache zu 80% Wirkung auf (80/20-Verteilung). Das Verhältnis kann beispielsweise auch bei 90% zu 15% oder 75% zu 8% liegen. Die 20% und die 80% sind einfach nur eine griffige Formulierung für dieses Phänomen. Der eigentliche Punkt ist, dass es ein Ungleichgewicht zwischen der Wirkungsmächtigkeit von verschiedenen Ursachen gibt, das man erkennen und ausnutzen kann.

Sir Isaac Pitman, der ein System für englische Kurzschrift (Stenographie) entwickelte, entdeckte beispielsweise, dass circa 700 Worte für zwei Drittel der Konversation ausreichen. Zählt man die abgeleiteten Worte dazu, kommt man sogar auf ungefähr 80 Prozent. In einem Wörterbuch der englischen Sprache findet man circa eine halbe Million Worte. Weniger als ein Prozent der Worte werden also in 80% der Fälle benutzt, statt eines 80/20-Verhältnisses liegt also ein 80/1-Verhältnis vor. Die Kurzschrift hat in Ihrer Effizienz von dieser Erkenntnis ganz gewaltig profitiert.

Die Existenz des Paretoprinzips lässt sich oftmals nicht so einfach erklären, es ist vor allem eine empirische Beobachtung. Möglicherweise spielen Rückkopplungsschleifen (Feedback Loops) und Umkipppunkte (Tipping Points) in einem Teil der Fälle eine wichtige Rolle.

Die Gültigkeit des Paretoprinzips hat man beispielsweise in folgenden Bereichen gefunden:


  • 80% des Gewinns erzielt ein Unternehmen mit 20% seiner Kunden.
  • 20% der Kunden sind für 80% der Beschwerden verantwortlich.
  • 20% der Arbeitszeit der Mitarbeiter eines Unternehmens sind für 80% der Gewinne verantwortlich.
  • 80% des Umsatzes werden mit 20% der Produkte erzielt.
  • 20% der Verkäufer sorgen für 80% der Verkäufe.
  • 80% der Projektergebnisse werden mit 20% des Ressourcen erzielt.
  • 20% der Fehler in Computer-Programmen sind für 80% der Programmabstürze verantwortlich.
  • 80% des Verkehrs findet auf 20% der Straßen statt.
  • 20% der Gefährdungen sind für 80% der Arbeitsunfälle verantwortlich.
  • 80% der Verbrechen werden von 20% der Kriminellen begangen.
  • 20% der Bevölkerung verfügen über 80% des Vermögens.
  • 20% der Kleidung werden 80% der Zeit getragen.
  • 20% des Teppichs weist 80% der Abnutzung auf.
  • 1% aller Kinofilme sorgen für 80% der Einnahmen an der Kinokasse.

Diese Liste ließe sich wahrscheinlich beliebig fortsetzen. Wichtig ist, im konkreten Anwendungsfall herauszufinden, ob wenig von etwas viel von etwas anderem bewirkt, also ein Ungleichgewicht vorliegt. Bei geschickter Nutzung dieses Ungleichgewichtes kann man mit relativ geringem Einsatz von Ressourcen eine überproportionale Verbesserung einer Situation erreichen.

Mit der Anwendung des Paretoprinzips kann ein Unternehmen außerordentliche Produktivitätsgewinne und Umsatzsteigerungen erzielen, anstelle von moderaten Fortschritten.

Durch Vereinfachung und Fokussierung auf die wichtigen 20% im Unternehmen (oder auch im Leben) werden Ressourcen frei, die für andere Zwecke genutzt werden können oder wie ein Hebel die 20%-Aufgaben verstärken können.

Das Paretoprinzip gilt nicht immer und überall. Falls man aber feststellt, dass es für einen bestimmten Sachverhalt gilt, sollte man unbedingt einen Nutzen daraus ziehen.

Da ich das Paretoprinzip für sehr wichtig halte, werde ich es in den nachfolgenden Artikeln näher vorstellen und an allgemeinen Beispielen zeigen, wie man es anwendet.



Dieser Artikel ist Teil einer Serie zum Paretoprinzip. Den nächsten Teil finden Sie hier.

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