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Opportunitätskosten

Dieser Artikel gehört zur Artikelserie über das Paretoprinzip.

Im letzten Artikel habe ich die Produktionsmöglichkeitenkurve (englisch: Production Possibilities Frontier, PPF) vorgestellt. Sie zeigte, dass die Anzahl der erlegten Wildschweine und der gesammelten Früchte von der Verteilung der Ressource Zeit auf die beiden Aktivitäten Wildschweine jagen und Früchte sammeln abhängt. Sie zeigte weiterhin, dass es keine ‚optimale Verteilung‘ gibt, sondern ein mehr von dem einen immer ein weniger von dem anderen bedeutet. Sie zeigte aber auch, dass man unter seinen Möglichkeiten bleibt, wenn man die vorhandene Ressource nicht vollständig ausnutzt. Doch es gibt noch mehr zu lernen.

Die Tabelle mit dem Zeitaufwand für die Jagd auf Wildschweine und das Sammeln von Früchten sah so aus:

Tabelle die Grenze des Möglichen

Nahrungsmittelbeschaffung

Schauen wir uns an, was passiert, wenn wir zwei statt eines Wildschweins jagen, also zwei anstelle von einer Stunde für die Jagd aufwenden. Wir haben dann ein Wildschwein mehr, aber auch acht Früchte weniger (56 Früchte – 48 Früchte). Ein Wildschwein kostet uns unter diesen Umständen also acht Früchte. Und genau das sind die Opportunitätskosten.

Allgemein gesprochen, sind Opportunitätskosten der Wert der nächstbesten Alternative, die man aufgibt, indem man eine Alternative (z. B. Handlung/Austausch) wählt. Anders gesagt: wenn ich die Alternative A statt B wähle, verzichte ich auf den Nutzen, den mir B bringen könnte.

Opportunitätskosten müssen unbedingt nicht monetär sein, wie dieses Beispiel zeigt. Um mehrere Alternativen sinnvoll zu vergleichen, muss allerdings die gleiche Maßeinheit verwendet werden, man kann beispielsweise Alternativen auf einer Skala von eins bis zehn bewerten. Ich möchte dies anhand zwei weiterer Beispiele deutlich machen.

TV oder Notebook?
Sie haben die Wahl, entweder einen neuen Fernseher oder ein neues Notebook zu kaufen, beides zum gleichen Preis. Was sind die Opportunitätskosten, wenn Sie sich für das Notebook entscheiden? Die Opportunitätskosten dieser Entscheidung sind die Freude, die Sie an Ihrem schönen, neuen extragroßen Flatscreen-TV gehabt hätten.

Arbeiten oder Spaß?
Ein Doktorand hat die Wahl zwischen drei Aktivitäten, denen er nachgehen kann:

  • Nebenbei mit Consulting Geld verdienen, was ihm 300 Euro einbringend würde.
  • Recherchen für seine Dissertation durchführen, was er mit 150 Euro bewertet.
  • Ein Konzert besuchen, was ihm 90 Euro wert ist.

Wie hoch sind die Opportunitätskosten, wenn er sich für den Besuch des Konzertes entscheidet? Die Opportunitätskosten liegen bei 300 Euro, denn mit dem Besuch des Konzertes gibt er diese auf.

Für den Unternehmer ist das Konzept der Opportunitätskosten beispielsweise wichtig, wenn er entscheidet, wie er die (knappen) Ressourcen eingesetzt, die ihm zur Verfügung stehen. Bei der Investitionsrechnung spiegeln sich die Opportunitätskosten in dem Zinssatz wieder, den er mit einer alternativen Investition erreichen könnte.

Auch auf dem Level der Selbstorganisation ist dieses Prinzip von Bedeutung. Hier ist dann die Fragestellung, wie man seine Zeit möglichst optimal nutzt, also möglichst das tut, was am 'gewinnbringendsten‘ ist.

Der Begriff Opportunitätskosten geht auf den österreichischen Nationalökonomen Friedrich von Wieser zurück, es wurde allerdings bereits 1848 von dem französischen Volkswirt Frédéric Bastiat in seinem Werk Was man sieht und was man nicht sieht beschrieben.

Das kleine Beispiel Wildschweinjagd vs. Früchte sammeln hält aber noch eine weitere Erkenntnis parat, auf die ich im nächsten Theorie-Artikel eingehe.



Dieser Artikel ist Teil einer Serie zum Paretoprinzip. Den nächsten Teil finden Sie hier.

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